Die Presse berichtet über uns:
29. September 2017 – Solinger Tageblatt
Tierfriedhof kämpft ums Überleben
„Verein für Tierbestattung“ hat neue Vorsitzende. Sie müssen viele alte Probleme lösen.
Von Manuel Böhnke
Auf den ersten Blick wirkt das Gelände an der Burger Landstraße wie ein normaler Friedhof. Doch wer den Weg in Richtung Burg antritt, kommt nicht, um an seine verstorbenen Eltern oder Ehepartner zu gedenken. Auf dem Tierfriedhof liegen auf 3000 Quadratmetern in über 500 Gräbern Baghira, Susi und Klopfer begraben. Seit einem Jahr setzen sich Manuela und Marco Struck gemeinsam mit Wolfgang Fleck für den Erhalt der Anlage ein. Doch die Hinterlassenschaften ihrer Vorgänger erschweren ihre Arbeit.
Seit 1999 existiert der Tierfriedhof und der „Verein für Tierbestattung“. Als das Ehepaar Struck im Oktober 2016 den Vereinsvorsitz übernahm, bot sich ihnen ein chaotisches Bild. „Hier wurde über Jahre Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet“, sagt Marco Struck. Hinzu kommt, dass viele Grabeigentümer unbekannt sind und keine Gebühren bezahlen. Dadurch gehen Einnahmen verloren, die der Verein dringend für sein Fortbestehen benötigt. Die Gräber neu zu belegen, ist ohne das Datum der Bestattung nicht möglich.
Vom Veterinäramt gibt es strenge Auflagen, wie lange ein Tier begraben sein muss, damit es vollständig verwest. Dennoch zögerte das Ehepaar nicht, den Friedhof weiterzuführen: „Die Leute hängen an ihren Tieren und brauchen einen Ort, um zu trauern.“
Helfende Hände und finanzielle Mittel fehlen
Der 43-jährige Struck ist bei den Technischen Betrieben angestellt. Täglich sieht er nach der Arbeit auf dem Friedhof nach dem Rechten, zupft Unkraut oder mäht den Rasen. Unterstützt wird er dabei von Wolfgang Fleck. Die Buchhaltung übernimmt seine Ehefrau Manuela Struck. Rund um die Uhr ist das Team erreichbar. Sie holen die verstorbenen Tiere ab, geben Grabsteine in Auftrag und führen die Beisetzungen durch.
In einem liebevoll eingerichteten Gartenhäuschen können die Herrchen sich von ihren Lieblingen verabschieden. Jeder Grabbesitzer erhält einen Schlüssel zur Anlage und kann sie rund um die Uhr besuchen. Während der Trauerfeier erinnern die Strucks mit warmen Worten an das Tier. Dabei, sagt Marco Struck, habe er schon gestandene Polizisten und eilige Geschäftsmänner hemmungslos weinen gesehen. „Wenn die Betroffenen ihre Emotionen offen zeigen, haben wir es richtig gemacht.“ Während er das erzählt, ist er selber den Tränen nahe.
Heute (30.09.2017) lädt der Tierfriedhof zum Tag der offenen Tür
Zuletzt wurde für 1000 Euro ein Kühl-Container angeschafft, um die Kadaver bis zur Bestattung lagern zu können. „Mit der momentanen Anzahl an Bestattungen, könnte es Ende nächsten Jahres eng werden“, sagt Marco Struck. Denn obwohl er mit den Besitzern der toten Tiere leidet, braucht der Verein Aufträge, um seine Existenz zu sichern. Doch viele Tierärzte arbeiten mit größeren Krematorien zusammen.
Deshalb hofft Struck auf Sponsoren und helfende Hände bei der Pflege der Anlage: „Das kann man zu dritt kaum bewältigen.“ Heute findet ein Tag der offenen Tür statt. Von 11 bis 17 Uhr stehen die Strucks an der Burger Landstraße 204 für Fragen bereit.
17. September 2017 – Solingen Magazin
Treue Wegbegleiter finden in grüner Oase ihre letzte Ruhe
Von Martina Hörle
SOLINGEN (mh) – Seit 1999 gibt es an der Burger Landstraße den Solinger Tierfriedhof. Hier finden Tiere ihre letzte Ruhe in idyllischer Umgebung. Diese Möglichkeit der Bestattung ist für viele Menschen wichtig, da nicht jeder einen Garten zur Verfügung hat.
Letzte Ruhe in idyllischer Umgebung
Auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern finden sich zahlreiche liebevoll gepflegte Gräber. Manche sind mit kleinen Statuen geschmückt, andere wiederum zeigen ein Bild des Tieres. Die Pächter Manuela und Marco Struck stehen Tierhaltern bei der Trauerbewältigung mit Rat und Tat zur Seite.
Bei Bedarf holt Marco Struck die verstorbenen Tiere ab. „Das ist für diejenigen, die ihr geliebtes Tier gerade verloren haben, oft zu schwer“, sagt er. Dabei spürt man eine tiefe Empathie von ihm ausgehen. Nach einer Einäscherung bringt er die Urne ebenfalls zurück. Werden die Tiere auf dem Friedhof bestattet, hält Manuela Struck eine kleine liebevolle Rede. Beide verstehen die emotionale Situation der Trauernden sehr gut. Sie haben auch Tiere auf dem Friedhof liegen.
Sowohl Erd- als auch Feuerbestattung sind möglich. Hierzu gibt das Ehepaar ausführliche Informationen. „Die Zahl der Einäscherungen wächst stark an“, stellt Struck fest. „Die Urnen bieten Vorteile. Sie geben den Menschen die Möglichkeit, das geliebte Tier mit ins Grab zu nehmen. Viele wissen nicht, dass seit Anfang 2017 Urnen mit Tieren auch auf den Friedhöfen für Menschen bestattet werden können. Ein tröstlicher Gedanke für viele Tierliebhaber, dass man sich nicht für immer trennen muss. Auch wenn jemand fortzieht, kann man eine Urne problemlos transportieren.“
Zahl der Einäscherungen wächst
Als der Verein für Tierbestattung Solingen e. V. nach dem Tod des früheren Pächters im Oktober 2016 einen Nachfolger suchte, sprangen die Strucks sofort ein. „Wir haben gar nicht groß überlegt“, erzählt Manuela Struck. „Wir haben nur an die Menschen gedacht, deren Tiere hier liegen.“ Das Paar hat selbst zwei Hunde. Mischling Eddy ist drei Jahre alt, eine interessante Kreuzung aus Magyar Vizsla (ungarischer Vorstehhund) und einem Silberlabrador. Seit drei Wochen gehört Luna zur Familie. Das fünf Monate alte Weibchen, vermutlich Windspiel und Weimaraner, wurde am Flugplatz in Griechenland ausgesetzt.
Mitarbeiter Wolfgang Fleck war schon für den ehemaligen Pächter tätig. Der Rentner ist unermüdlich für den Tierfriedhof im Einsatz. Fleck ist sehr froh darüber, dass das Ehepaar Struck den Friedhof jetzt übernommen hat. Leider gibt es nur wenige Unterlagen aus der früheren Zeit. Mittlerweile liegt eine Namensliste von Personen vor, die in Zusammenhang mit dem Friedhof stehen. Strucks hoffen nun, mit Hilfe dieser Liste Informationen zu Mitglieds- und Pächternamen sowie Grabbelegungsverzeichnissen zu bekommen. Wer hierzu Näheres weiß, kann sich gerne unter 01575 8084807 mit den Pächtern in Verbindung setzen.
Viele Solinger wissen gar nicht, dass die Stadt einen eigenen Tierfriedhof hat. So auch das Ehepaar, das vor vier Wochen seinen geliebten Mops beerdigen musste. „Wir haben im Internet nach jemandem gesucht, der uns helfen konnte“, so das Paar. Da fand man den Tierfriedhof. „Das war für uns eine riesengroße Hilfe. Wir hätten gar nicht gewusst, was wir tun sollen.“ Vor allem die liebevollen Worte bei der Beerdigung sind den beiden im Gedächtnis geblieben. Sie fühlten sich sehr gut betreut und können das Ehepaar Struck aus vollem Herzen weiter empfehlen.
Zusammenarbeit mit Krematorium Rosengarten
„Wir arbeiten mit dem Krematorium Rosengarten zusammen. Da sind wir sicher, dass wirklich nur die Asche des jeweiligen Tieres zurückkommt.“ Rosengarten ist das einzige Tierbestattungsunternehmen mit zertifiziertem Qualitätsmanagement. Auch mit dem hiesigen Veterinäramt besteht eine gute Zusammenarbeit.
Finanziell ist man derzeit an der Grenze des Möglichen angekommen, nicht zuletzt durch die Misswirtschaft der früheren Betreiber. Doch der Tierfriedhof soll unbedingt erhalten bleiben. Jetzt hoffen die neuen Pächter auf Unterstützung durch Sponsoren oder Prominente, die zu Spenden aufrufen. Auch ehrenamtliche Helfer, die beim Instandhalten der 3.000 Quadratmeter unterstützen, werden händeringend gesucht.
Am 30. September 2017 sind Besucher herzlich zum Tag der offenen Tür eingeladen. Von 11 bis 17 Uhr besteht die Möglichkeit, sich den grünen Ort einmal genau anzuschauen. Gerne stehen Manuela und Marco Struck sowie Mitarbeiter Wolfgang Fleck an diesem Tag für Anfragen und Informationen zur Verfügung.
Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.
15. April 2007 – Rheinische Post
Hundekuchen mit ins Grab
Solingen Auf dem Tierfriedhof gibt es mittlerweile rund 350 Gräber. Vom Kanarienvogel bis zur Dogge ist hier alles begraben, was den Menschen lieb war. Und auch nahrhafte Grabgaben werden manchmal mit versenkt.
Von Annemarie Kister-Preuss
Katja Sasal tritt ein paar Schritte zurück und drückt auf den Auslöser ihrer kleinen Kamera. Sie ist schon ganz zufrieden mit ihrem Werk, doch eigentlich, so findet sie, braucht sie mehr Platz. Platz, um das Grab von Jacky zu schmücken, denn der hätte am 24. April Geburtstag. Doch am 27. Januar starb der Mischlingshund mit dem dunklen Fell im Alter von 14 Jahren an einem Herzanfall. „Er war mein Einziges“, sagt seine Besitzerin mit gebrochener Stimme, und zum Geburtstag will sie es ihm schön machen. Auf dem Grab stehen Rosen und Narzissen, ein Karte hat Katja Sasal ihrem Liebling geschrieben – zum Geburtstag. Jetzt sollen noch beleuchtete Steine auf das Grab, doch die hat der Versand, bei dem die Tierfreundin bestellt hat, noch nicht geliefert.
Platz für 650 Gräber
In den 350 Gräbern auf dem Tierfriedhof an der Burger Landstraße sind die unterschiedlichsten Tiere begraben. Vom Kanarienvogel bis zur Ratte, von der Perserkatze bis zum Dobermann. „Noch haben wir Platz für weitere 300 Gräber, das Gelände hat insgesamt 3700 Quadratmeter“, erzählt Ruth Mahler, die Geschäftsführerin des Vereins für Tierbestattung, der den Tierfriedhof am 20. Mai 1999 eröffnet hat. 97 Mitglieder hat der Verein zur Zeit. Wer sein Tier an der Burger Landstraße begraben möchte, muss nicht Mitglied sein.
Bei der Gestaltung macht der Verein keine Vorschriften. Nur christliche Symbole wie aufgestellte Kreuze sind von Seiten der Stadt verboten. Ansonsten findet sich auf dem Tierfriedhof alles, was die Grabgestaltung auch auf humanen Friedhofen ausmacht. Grabsteine und Marmorplatten, Blumenschmuck, Fotos der Verblichenen mit Namen wie Ben, Nicki, Wotan oder auch Buddy, Sönnchen, Wölfchen und Trixie, allesamt Wellensittiche von einer Besitzerin, die eine ganze Reihe von Grabstätten gepachtet hat.